Im Thüringer Wald habe ich einen großen Teil meiner Kinder-Ferienzeit verbracht. Weil er so schön "zentral" in Deutschland gelegen ist, haben wir uns dort auch schon mehrfach Hütten gemietet und Geburtstag gefeiert oder einfach ein schönes Wochenende verbracht. In Oberhof war ich allerdings vor unserem Kurztrip vor zwei Wochen noch nicht. Oberhof ist ein rein touristischer Ort mit unzähligen Hotels, die vor allem im Winter gut besucht sind. Im Winter 2019 ist auch wieder der Biathlon Weltcup dort. Es gibt außerdem eine ziemlich beachtliche Rennrodelbahn, Skisprungschanzen etc. Wie haben uns nun aber im Sommer nach Oberhof getraut, um mal wieder eins zu tun: wandern.
Wandern ist ja total im Trend und wie jeder andere auch würde ich behaupten, dass ich das natürlich schon viel länger mache, als es Trend ist :D Nun ja. Ich muss zugeben, dass ein gewisser gesellschaftlicher Einfluss wenigstens darauf, dass ich meine Wanderungen auch öffentlich verbreite, vorhanden ist. Aber Wandern ist auch wirklich einfach schön, weil es für jeden machbar ist, weil es kostenlos und gesund ist. Da "Waldbaden" außerdem bewiesenermaßen glücklich macht, kann ich das auch nur jedem weiterempfehlen. In Oberhof kann man auch direkt hineinlaufen in den Thüringer Wald ohne große Umwege. Die Tour, die ich euch vorstelle, beginnt am Gasthaus Schmücke, welches man mit dem Bus gut erreicht. Den Bus kann man mit einer Oberhof-Karte (welche man im Hotel bekommt, sobald man Kurtaxe zahlt) auch kostenlos benutzen. Übernachtet haben wir übrigens im Schlossberghotel. Hunde sind dort erlaubt! Die Zimmer sind gut, das Frühstück wirklich grandios - das vegetarische Essen im Menü am Abend ausbaufähig, aber vorhanden. Wir hatten ein Wanderwochenende gebucht und daher auch Verpflegung für die Touren bekommen.
Wandern auf dem Rennsteig
Der Rennsteig ist insgesamt 170 Kilometer lang und für alle Trainingsklassen geeignet, denn es sind keine großen Höhenunterschiede zu überwinden (außer man macht Abstecher - so wie wir ab und zu ;) ). Wandererfahrung braucht man keine, denn man kann sich praktischerweise nie verlaufen, auch mit dem schlechtesten Orientierungssinn kommt man nicht vom Weg ab. Es ist wirklich alles wunderbar ausgeschildert und die Wege sind auch sehr gut zu belaufen.
Unsere erste Tour war keine Rundtour, weshalb sich die Anfahrt mit dem Bus lohnt. Wir sind vom Gasthaus Schmücke direkt über den Rennsteig zum Schneekopf gelaufen, am Großen Beerberg vorbei gewandert, haben den Rennsteiggarten besucht und sind von dort vorbei Richtung Oberhof gelaufen und haben zum Schluss noch einen Abstecher zum Grenzadler und Wintersportzentrum gemacht. Wir waren eigentlich den ganzen Tag unterwegs, haben es uns unterwegs aber auch gut gehen lassen. Ich denke, es waren ungefähr 20 Kilometer. Der Muskelkater am nächsten Tag war mäßig. Der Hund war nicht erschöpft - die sechs Menschen aber schon :)
Schneekopf und Grosser Beerberg
Der erste Abstecher vom Rennsteig geht nach rechts an der Gehlberger Hütte vorbei auf den Schneekopf. Dort oben steht auf dem Gipfel auch ein Kletterturm, auf dessen Spitze man sozusagen die 1000er-Marke erreicht hat. Selbst wenn wir es vorher gebucht hätte, hätte ich mir die Kletterpartie allerdings nicht zugetraut. Ist irgendwie nicht mein Sport! Die Aussicht reicht auf der einen Seite über den Thüringer Wald und auf der anderen Seite weit, weit, weit über das Thüringer Becken.
Danach geht es wieder zurück zum Rennsteig. Besonders schön finde ich im Thüringer Wald neben den vielen Nadelbäumen auch dieses feine Gras, das überall wächst und die unzähligen Waldheidelbeeren. Früher bin ich immer mit Oma durch die Büsche gekrochen und habe sie gepflückt. Und auf keinen Fall durfte ich naschen - wegen des Fuchsbandwurms. Erst abkochen und dann (mit einer extra Portion Zucker) genießen. Ich habe gelesen, dass man heute fast bedenkenlos naschen kann. Ich würde trotzdem auf Nummer sicher gehen. Erlaubt ist es in jedem Fall - nur bis man genug für einen Kuchen zusammen hat, ist man eine ganze Zeit bei diesen kleinen Beerchen beschäftigt.
Auf den Großen Beerberg, der höchste in Thüringen, sind wir nicht geklettert, aber man geht auf dem Rennsteig quasi dran vorbei. An einer netten Stelle gibt es, wie übrigens auch wirklich fast überall, einen schönen Rastplatz mit einer Aussichtsplattform.
Vom Rennsteiggarten zum Wintersportzentrum
Wer einen Blick auf die Gebirgsflora aller möglichen Kontinente werfen will, besucht den botanischer Garten am Rennsteig. Dieser Rennsteiggarten kosten ca. 8 Euro Eintritt. Für uns war es umsonst, da es in unserem Wanderwochenend-Paket vom Hotel enthalten war. Aber Achtung: Hunde dürfen nicht mit in den Garten. Danach hätten wir eigentlich zum Hotel weitergehen können, haben aber noch einen kleinen Abstecher vorbei am Waldarbeiterdenkmal zum Grenzadler und Wintersportzentrum gemacht. Ziemlich beeindruckend, was in Oberhof im Winter aufgefahren wird. Die Anzahl der Parkplätze lässt nur unbestimmt erahnen, was das für ein Massenauflauf sein muss. Apropos Massen: Wir waren natürlich nie alleine unterwegs, aber es war immer noch angenehm, also gar nicht überlaufen. Vielleicht hatten wir aber auch nur Glück mit dem Wochenende, denn die Infrastruktur auf dem Rennsteig selbst macht den Eindruck, dass auch dort normalerweise mehr los ist.
Viele wanderWege führen nach Oberhof
Wir sind natürlich noch mehr als diesen einen Weg an unserem drei-tägigen Trip gegangen. Wirklich interessant ist auch die Runde über den historischen Sportstätten-Weg. Man geht sozusagen die ehemalige Bobbahn entlang und kann eigentlich gar nicht glauben, was auf den Hinweistafeln geschrieben steht. Riesige Kurven durchläuft man dort mitten im Wald. Ein bisschen lebensmüde waren die netten Herren und Damen, die sich ab 1908 dort runter trauten, auf jeden Fall. Es gab wohl auch nicht wenige Todesopfer. Heute wirklich schwer vorstellbar. Leider war ein Teil des Weges bei unserem Besuch gesperrt.
Außerdem sind wir eine Runde über den Lütschestausee, mit spontaner Schwimmeinlage, durch den Wald zur Ohratalsperre und zurück durch ein wunderschönes kleines Tal am Silbergraben zur Oberen Schweizer Hütte gelaufen. Das gehörte schon in die etwas anstrengendere Kategorie, da es vor der Ohratalsperre ziemlich steil bergauf und -ab ging.
Meine Omi wird jetzt beim Lesen auf jeden Fall ganz wehmütig und wäre gerne dabei gewesen. Und eines ist klar: Im Thüringer Wald lässt es sich aushalten und die Routen auf dem Rennsteig sind sehr Familien und Hunde-tauglich. Nur kulinarisch hat es der gemeine Vegetarier natürlich schwer im Wurstland Thüringen. Aber das wird auch noch ;) Wer kann und möchte sollte sich auf jeden Fall eine original Thüringer Rostbratwurst schmecken lassen und auf JEDEN FALL Thüringer Klöße essen.
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Angela Ronneberger (Dienstag, 24 Juli 2018 10:42)
...herrlich ..sehr sehr schön...ich bin immer nur im Winter zum Biathlon dort �