Nach unserem Aufenthalt in Canmore sind wir von Calgary aus nach Montreal geflogen. Ich halte mich nicht besonders gerne an Flughäfen auf. Zumal in Calgary auch wirklich nichts ist, womit man sich die Langeweile vertreiben kann. Aber dafür ist die Aussicht wirklich ziemlich nett. Denn man blickt auf die Rockies und hat davor noch die Skyline von Calgary. Das ist schon etwas Besonderes.
In Montreal haben wir bei zwei ganz lieben Freunden gewohnt. Die ganze Woche hat sich wie ein komplett anderer Urlaub angefühlt. Nicht nur, dass alle plötzlich Französisch gesprochen haben und auch jegliche Beschilderungen nur noch auf Französisch waren (bisher waren es wenigstens immer beide Sprachen), nein, natürlich war auch die Landschaft eine ganz andere – genauso wie das Reiseprogramm. Das beinhaltete erst einmal viele, viele Stunden quatschen, ausschlafen, „zu Hause“ frühstücken, kochen etc. Ich finde es total interessant, in einen „Kurzzeit-Auswanderer“ Haushalt hineinzuschauen. Wie funktioniert das in Kanada mit Herd, Waschmaschine, Einkaufen und Co. Erst dann bekommt man ja tatsächlich so ein kleines Gefühl dafür, wie sich ein Land anfühlt.
Une Rue a ... Montreal
Der Französischunterricht liegt einige Jahre, beziehungsweise schon über ein Jahrzehnt zurück. Das bedeutet, dass ich alt bin und ich wünsche mir gerade, ich hätte lieber nicht darüber nachgedacht ;)
Aber keine Angst, wir sind gut über diese Woche gekommen, ohne ein Wort Französisch zu sprechen.
In Montreal leben 1,6 Millionen Menschen und wie bereits erwähnt, ist Montreal damit die zweitgrößte Stadt in ganz Kanada. Rein geografisch betrachtet, liegt die Gegend auf "unserer" Höhe, jedoch sind die Winter viel kälter als bei uns. Da liegen richtige Schneemassen im Winter auf den Straßen. Dann verlagert sich das Großstadtleben ein bisschen unter die Straße. Viele Geschäfte und Shopping-Tempel verlaufen unterirdisch und sind so auch an die Metro angeschlossen. Ein bisschen gruselig, aber auch verständlich. Der Schnee wird übrigens von speziellen Fahrzeugen "abgeholt" - nicht wie bei uns, wo er einfach zur Seite geschoben wird. Außerhalb der Stadt gibt es dann Schneehalden.
Montreal wurde 1642 gegründet. Damit ist Montreal im Vergleich zu Vancouver uralt und das zeichnet sich auch im Stadtbild ab. An manch einer Ecke fühlt man sich schon sehr an Frankreich erinnert. Sehr, sehr schön! Der Name der Stadt leitet sich übrigen vom Mont Royal ab - das ist der Stadtberg. Auf ihm steht ein großes leuchtendes Kreuz, das wir gut von "unserer" Wohnung aus sehen konnten. Dort sind wir auch hinauf gelaufen und haben mit unzähligen anderen Touristen die Aussicht genossen. Außerdem durfte ich dort mal wieder ein Tierchen auf der Liste-der-gesehenen-Tiere abhaken: Der Waschbär.
Noch ein Fun-Fact: In Montreal werden oft Filme gedreht, die eigentlich in New York spielen. Die Skyline sieht meiner Meinung nach zwar überhaupt nicht so aus, aber wenn man es nicht weiß.... Es ist wesentlich günstiger in Montreal zu drehen und bestimmt auch einfacher, weil nicht überall so ein Trubel herrscht. Lustig war auf jeden Fall, dass wir an genau so einem Filmdreh vorbei gekommen sind. Zur Kulisse gehörte dort auch ein typisches gelbes New York Taxi :)
Montreal ist eine Insel
Am Wasser zu leben, ist ja prinzipiell eine feine Sache - so ist es auch in Montreal. Die Stadt ist eine Insel umgeben vom Sankt-Lorenz-Strom und einem Wasserarm des Ottawa (ja, ein Fluss, nicht die Stadt). Auf einer kleinen Radtour haben wir die Stadt und die Inseln erkundet. Der Weg führte uns auch auf eine gefühlt "echtere" Insel, nämlich die Ile Sainte-Hélène. Dort fand 1967 die Weltausstellung statt (bzw. ein Teil davon). Es gibt noch einige Hinterlassenschaften in Form von Pavillons. Darunter ist auch die Biosphere de Montreal, der ehemalige US-Pavillon, eine Gitterkugel, in der nun ein Museum untergebracht ist. Außerdem kann man auf der Insel auf einer Formel-1-Strecke Radfahren, was ziemlich witzig ist, und im Sommer gibt es Spaßbad-Möglichkeiten. Nicht zu vergessen: Die Aussicht auf die Skyline ist toll - vor allem wenn man so spitzenmäßiges Wetter hat wie wir. Hier gibt es eine alte Karte von der Expo 67 im Vergleich dazu, wie es aktuell aussieht.
Wir haben natürlich noch unzählige Sachen unternommen, wie zum Beispiel ein Katzen-Café besucht. Ja, so etwas gibt es hier tatsächlich. Es ist totaler Quatsch, aber weil ich die Tierchen sooo süß finde, aber keins haben kann, macht mich so ein Schnulli sehr glücklich. Für das Wochenende haben wir uns dann ins Teilauto gesetzt und sind quasi auf's Land gefahren, hinein in den Indian Summer. Ach Freunde, das war wirklich ein grandioser Abschluss unseres Urlaubs!
Forêt Ouareau - Ausflug zum Indian Summer
Warum ich nun hier durch den Wald laufen wollte? Ganz einfach: Im Osten Kanadas gibt es keine Grizzlys und wir waren zu fünft, was bedeutet, wir haben konstant genug Krach gemacht, um die Schwarzbären zu vertreiben! Unser Plan für die zwei Tage sah so aus: Ankommen - eine schöne Runde wandern - Lagerfeuer anschmeißen - in der Hütte schlafen - wandern - zurückfahren. Alle Nahrungsmittel und Wasser mussten wir mitnehmen, da vor Ort keine direkte Versorgungsmöglichkeit war. Unsere Gastgeber waren ziemlich gut durchgeplant und haben dafür gesorgt, dass wir Eier, Baguettes, Käsefondue, Wasser, Wein, Nudeln, Nüsschen und Co. dabei hatten.
Die Aussichten auf unserer Wanderroute waren fantastisch. Der Wald, die kleinen Seen, Flüsse und natürlich das Rot der gefärbten Blätter - genial. Das Wetter wollte zwar nicht 100 Prozent mitspielen, aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt. Wir ließen uns wie immer den Spaß nicht verderben.
Die Kanadier sind ein feines Völkchen. Im Wald stehen Wanderhütten, die tagsüber von jedem genutzt werden können. Ab 16 Uhr kann man die Hütten mieten und dort drin übernachten. Es gibt keinen Strom, kein Wasser, nur einen Ofen, etwas Holz, einen Tisch und auf einer eingezogenen Decke liegen ein paar Matratzen. Die Toilette ist ein Mini-Häuschen vor dem Häuschen. Wer nachts pinkeln muss, kann das dort in völliger Dunkelheit eventuell neben einem Bären tun. Seine Utensilien, Schlafsäcke etc. kann man tagsüber einfach in der Hütte lassen und keiner klaut es! Könnt ihr euch das vorstellen?
Mit Holz aus dem Wald durften wir ein Lagerfeuer machen. Mein Mann hat sich gefreut wie ein Schnitzelchen. Endlich Feuer, Wildnis und keine anderen Menschen in Sicht. Dort saßen wir in der Dunkelheit und haben Wein getrunken, uns gewärmt und das Leben genossen.
Fazit: Drei Wochen Kanada
Mein Fazit: der beste, abwechslungsreichste Urlaub bisher. Wer Natur liebt, muss das machen! Die Nationalparks in den Rockies Jasper und Banff sind grandios, wobei Jasper wesentlich (!!) weniger touristisch ist als Banff. Dort schob sich schon die ein oder andere Touristenschlange an den Seen vorbei. Unbedingt sollte man sich ein Auto mieten. Der Icefields Parkway ist allein schon eine echte Sehenswürdigkeit. In Sachen Kultur und Stadt-Flair kommt man in Vancouver und Montreal voll auf seine Kosten. Und der Indian Summer im Osten ist einfach zu schön, um wahr zu sein.
Kostenmäßig waren wir überrascht, es war weniger teuer als erwartet. Essengehen ist teilweise günstiger als bei uns, der Supermarkt jedoch viel teurer. Die Hotelpreise variieren enorm. Hier ist es wichtig, rechtzeitig zu buchen und nicht mit europäischen Standards zu rechnen. Den Mietwagen haben wir völlig unkompliziert und auch nicht teurer als in Europa über den ADAC gebucht. Im Vergleich mit Pauschalreisen kann man bei Selbstorganisation auf jeden Fall sehr viel Geld sparen.
Die Menschen in Kanada sind sehr nett, man fühlt sich überall sicher (bis auf die Bären) und wohl. Ich habe jetzt ein bisschen Fernweh nach Kanada. Unser Guide in Jasper auf dem Pyramid Lake meinte: In 15 Jahren kommen wir mit unsere Kindern wieder. Ich denke, er wird Recht behalten!
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Angela Ronneberger (Samstag, 10 November 2018 17:34)
...wunderbar ���